SZ vom 24.04.14 - Nikolaischule - Die älteste Schule der Stadt Görlitz!

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SZ vom 24.04.14

Thema: Turnhalle

Stadt zeigt Entwürfe der neuen Sporthalle
Es sind grobe Ideen, sie zeigen aber eine Richtung zum Bau neben der Jägerkaserne. Nicht alle Görlitzer sind überzeugt.

24.04.2014 Von Jenny Thümmler

Die Resonanz ist enttäuschend. Die Stadtverwaltung hat am Dienstagabend zur Einwohnerversammlung eingeladen, um zur geplanten Turnhalle neben der Jägerkaserne zu informieren. Lediglich 31 Görlitzer sind da. Wie Kritiker sagen, wegen der Ferien und anderer Veranstaltungen in der Stadt. Bürgermeister Michael Wieler berichtet trotzdem umfassend über den aktuellen Stand der neuen Sporthalle. Dass sie dringend nötig ist, weil vier Schulen der Innenstadt keine adäquate Turnhalle in der Nähe haben: rund 2000 Schüler von Nikolaigrundschule, Grundschule am Fischmarkt, Oberschule Innenstadt und Augustum-Annengymnasium. Dass sie nur neben die Jägerkaserne passt, weil andere Flächen aus verschiedenen Gründen ausfallen und die Schüler nur einen Weg von maximal 500 Metern Luftlinie zum Sportunterricht zurücklegen können – aus Zeitgründen. Dass die Jahnsporthalle mehr als ausgelastet ist mit Sportunterricht von sechs Schulen plus Vereins- und Wettkampfsport. Dass sowohl die neue Halle als auch die Jahnsporthalle schon nach jetziger Planung nahezu komplett belegt sein werden.

Erstmals zeigt die Stadtverwaltung dabei auch Entwürfe, wie sich die neue Halle in die Umgebung einpasst. Wobei Bürgermeister Wieler mehrfach betont, dass die Entwürfe nur mit Verwaltung und Denkmalpflege abgestimmt sind. Details und vor allem die Gestaltung sind noch völlig offen. Einige Besucher zeigen sich überrascht, wie niedrig die Halle ist. Auf mehreren Entwürfen ist sie kaum höher als die Mauer an der Hugo-Keller-Straße. Andere stoßen sich an der modernen Architektur mitten in der historischen Bebauung der Nikolaivorstadt. Vor allem aus der Runde des Stadtforums Görlitz kommt Kritik. „Die Ansicht von der Lunitz aus zeigen Sie nicht“, sagt Andreas Vogel. „Von dort aus wird’s ja auch am schlimmsten aussehen.“ Eine moderne Sporthalle in Metalloptik passe nun einmal nicht in die Nikolaivorstadt. Warum nutze man stattdessen nicht das Gelände am ehemaligen Werk I des Waggonbaus? „Dort stehen große Hallen in Hülle und Fülle.“ Michael Wieler weist diese Möglichkeit sofort zurück, weil die Hallen dort nicht groß genug sind für eine Zweifeldturnhalle. Und weil die Wege von den betreffenden Schulen zu weit sind.

Die Vertreter des Stadtforums und andere Anwesende bringen noch weitere Kritikpunkte: erhöhter Verkehr und Trubel an der neuen Halle, fehlende Parkplätze, Belastung für Anwohner, Fehlen eines Sportplatzes neben der Halle. Auch eher abstrakte Kritik wird geäußert: alte preußische Gesetze, die eine Bebauung an dieser Stelle untersagen, nötige Grünflächen genau dort. Die meisten Punkte nimmt Wieler hin und gibt den Vorbehalten recht. „Aber die Gesetze wie das Baurecht bieten Ihnen Schutz. Was nicht zumutbar ist, wird nicht genehmigt.“ Zudem sei Planung immer auch ein Abwägen von Interessen.

Wielers ausdrücklicher Einladung an die Stadträte bei deren jüngster Sitzung ist allein Günther Friedrich (Bürger für Görlitz) gefolgt. Als Vorsitzender des Sportausschusses ist es sein Thema. Entsprechend eindringlich wirbt er um Verständnis bei den Anwohnern der Nikolaivorstadt. „Wir haben 7000 Vereinssportler in der Stadt, die sich bei der gegenwärtigen Hallensituation um die Plätze streiten. Wir brauchen eine weitere Sporthalle!“ Und es könne nicht sein, dass es jedes Mal einen großen Aufschrei gibt, wenn etwas Modernes gebaut werden soll. Die Anhänger des Stadtforums protestieren dagegen laut. Man sei klar für den Schulsport. Aber nicht dort.

Auch die Hirschwinkelhalle kommt ins Gespräch. Boxsportler des NSV Gelb-Weiß Görlitz mahnen erneut, wie wichtig die Halle für die Boxtradition in der Stadt ist. Nikolaivorstadtbewohner Günther Werth fragt, warum dort nicht schon vor Jahren investiert wurde, damit wenigstens die Nikolaigrundschüler wieder Sport machen können. Wieler erklärt dies mit wegfallenden Fördermitteln. Es gäbe keine für zwei Sporthallen. „Uns ist völlig bewusst, wie schlimm die Situation für die Schüler ist.“ Aber die Verwaltung habe sich – auch in Gesprächen mit dem Elternrat – dafür entschieden, das hinzunehmen zugunsten einer nachhaltigeren Lösung: eine neue größere Turnhalle für viel mehr Schüler, die die Stadt dank Fördermitteln fast geschenkt bekomme. Eine Halle für vier bis sechs Millionen Euro.

Der Bürgermeister rechnet damit, dass 2017 der erste Sportunterricht in der neuen Halle starten kann. Nun muss als Nächstes erst einmal die denkmalrechtliche Genehmigung her, bevor die ganze Sache dem Stadtrat vorgelegt wird. Wegen der Wahlen Ende Mai und der neuen Zusammensetzung des Rats geht Zeit verloren, so dass der Beschluss wahrscheinlich erst nach der Sommerpause gefasst wird. Dann folgen monatelange Ausschreibungen für Planung und Bau, bevor es endlich losgeht. Die europaweiten Gesetze wollen es so.

Als nach mehr als zwei Stunden vieles mehrfach erklärt ist und der Ton zwischen Günther Friedrich auf der einen und dem Stadtforum auf der anderen Seite immer rauer wird, bricht Wieler die Veranstaltung ab. Und einige Differenzen bleiben.
Artikel-URL: http://www.sz-online.de/nachrichten/stadt-zeigt-entwuerfe-der-neuen-sporthalle-2824407.html

An dieser Stelle neben der Jägerkaserne soll in den nächsten Jahren eine Sporthalle mit Parkebene für 150 Parkplätze gebaut werden. Letztere sind in dem vorgeschlagenen Grundriss zu sehen. Das Parken wird das aber nicht erleichtern. Laut Statistik fehlen in Alt- und Nikolaivorstadt 1400 Parkplätze. Archivfoto: Pawel Sosnowski, Vorlagen: Stadtverwaltung Görlitz

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